Jimmy Woode

Prominenter Besuch im Mosaik: Jimmy Woode (23.09.1926 - 22.04.2005)

Der 1929 in Philadelphia geborene Woode war von 1955 bis 1959 Bassist im Orchester von Duke Ellington und spielte unter anderem dessen Shakespeare-Suite "Such Sweet Thunder" ein. 1960 zog er nach Europa, wo er unter anderem in Köln, Amsterdam, Wien und München lebte. Hier wurde er Bassist in der Kenny Clarke Francy Boland Big Band und war Sideman für zahlreiche europäische und amerikanische Musiker. Noch im letzten Jahr war Woode mit dem ungewöhnlichen Jazz-Piano-Trio von Helge Schneider auf der Bühne zu erleben und spielte in dessen Kinofilm "Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm" die Rolle des Bassisten Steinberg. - Farewell Jimmy, we miss you!

Es entbehrt nicht einer gewissen Tragikomik, wenn man in einem Haufen von Zwergen einfach einen leibhaftigen Riesen übersieht. Da lebt ein amerikanischer Gigant des Jazz seit gut 38 Jahren mitten in Europa, doch dessen selbstauferlegte, ja fast kontraproduktive Zurückhaltung sowie unsere leidige Angewohnheit, ausschließlich den bekannten Gesichtern Aufmerksamkeit zu schenken, versperrten bislang den Blick auf seine wahre Größe.

Die Rede ist von James Bryan Woode aus Philadelphia, als Bassist hochangesehen, glühend verehrt und allseits geachtet. Seit er sich 1960 entschloß, den USA den Rücken zu kehren, lebte er in der "Alten Welt": zunächst in Stockholm, dann in Köln, Amsterdam, München und im Laufe der zurückliegenden 14 Jahre in der Schweiz.  

Dass ich bei einigen Gelegenheiten mit diesem außergewöhnlichen Musiker spielen durfte, ist für mich ein seltener Glücksfall, eine wertvolle, unverzichtbare Erfahrung, ein echtes Privileg. Nicht bloß, weil es sich bei Woode um einen erstklassigen Bassisten mit außergewöhnlichem harmonischen Gespür sowie einer erstaunlich breitgefächerten Kenntnis über nahezu alle im Umlauf befindlichen Jazzkompositionen handelt. Vielmehr kennzeichnet den Mann eine besondere Form von Hilfsbereitschaft, die in der Szene ihresgleichen sucht.

  Einem ausgemachten Riesen wie ihm käme es nämlich nie in den Sinn, einen vermeintlichen Zwerg einfach in die Ecke zu drängen. Woode ermuntert und inspiriert seine Partner, er besitzt die Gabe, aus jedem das Optimum herauszukitzeln. Was Wunder bei der beeindruckenden Latte an Projekten, bei denen er im Laufe eines halben Jahrhunderts mitwirkte, der gewaltigen Liste jener bedeutenden Künstler, die ihn engagierten. Nahezu die gesamte Bandbreite der Jazzstile kommt dabei zusammen:


Benny Bailey, Milt Buckner, Don Byas, Donald Byrd, Serge Chaloff, Sonny Criss, Miles Davis, Clark Terry, Eric Dolphy, Booker Ervin, Dizzy Gillespie, Dexter Gordon, Johnny Griffin, Lionel Hampton, Hampton Hawes, Coleman Hawkins, Helen Humes, Ramsey Lewis, Jay McShann, Albert Nicholas, Bud Powell, Mal Waldron und Ben Webster nur um einige aufzuführen.
 
Woodes delikate Baßlinien prägten hunderte von Aufnahmen, aber für die Aufzählung der Platten, die unter seinem eigenem Namen entstanden, braucht es nicht einmal eine Hand. Auf Anhieb fällt mir lediglich ein einziges Album unter seiner Leaderschaft ein: "The Colourful Strings Of Jimmy Woode" (Argo), unter anderem mit Paul Gonsalves, Clark Terry und Sam Woodyard, vom 2. September 1957.

© Brian Priestley